Vorstellung Johannes Gillhoff Gesellschaft
Johannes Gillhoff ein mecklenburgischer Heimatdichter? >>> Biografie
Dieser früher weit verbreiteten Meinung entgegenzuwirken, ist eines der Anliegen der Johannes Gillhoff Gesellschaft. Der Namensgeber der Literaturgesellschaft ist ein deutscher Schriftsteller aus der Griesen Gegend, der einen Weltroman schrieb. Und er ist nach Fritz Reuter der zweite niederdeutsche Autor aus Mecklenburg, dessen Hauptwerk nicht nur in mehrere europäische Sprachen übersetzt wurde, sondern auch in einem fremden Kulturkreis Verbreitung fand und findet.
Gegründet wurde die Johannes Gillhoff Gesellschaft (JGG) am 24. April 1993 in Glaisin. Ein Jahr zuvor eröffnete im ehemaligen Dorfschulhaus, in dem Johannes Gillhoff seine Kinder- und Jugendjahre verlebte und durch den Vater unterrichtet wurde, die „Gillhoff-Stuv“, eine ständige Ausstellung zu Leben, Werk und Wirkung des Schriftstellers sowie zur Geschichte der Auswanderung. Den Grundstock für das Memorialmuseum bildeten Exponate einer Wanderausstellung anlässlich des 125. Geburtstages von Johannes Gillhoff 1986, die auf der Festung Dömitz, im Stadtgeschichtsmuseum Parchim, im Freilichtmuseum Schwerin-Mueß, im Volkstheater Rostock und im Museum der Stadt Boizenburg gezeigt wurde. Im Winterhalbjahr 2009/10 wurde mit großzügiger Unterstützung der Stadt Ludwigslust, zu der Glaisin seit 2005 als Ortsteil gehört, das Museum von Grund auf umgestaltet, so dass der Besucher heute eine moderne Ausstellung in der „Gillhoff-Stuv“ vorfindet.
1978 stiftete ein Gillhoff-Neffe aus Bückeburg den Johannes-Gillhoff-Preis, der erstmals 1980 in Hamburg durch den Kulturkreis Mecklenburg verliehen wurde. Seit 1993 erfolgt die Preisverleihung auf dem „Gillhoff-Tag“ in Glaisin. Bisher haben hier namhafte Schriftsteller, Publizisten, Literaturwissenschaftler, Genealogen und Volkskundler den Preis entgegen nehmen können, darunter im Jahre 2000 der Übersetzer des Romans „Jürnjakob Swehn der Amerikafahrer“ ins Englisch-Amerikanische Dr. Richard Trost aus Des Moines, Iowa, 2009 der Genealoge Professor Dr. Eldon L. Knuth aus Los Angeles und 2010 der arabische Übersetzer Dr. Fathy Batah aus Kairo.
Seit 1997 führt die Gesellschaft auf dem Forsthof Glaisin auch Veranstaltungen unter dem Titel „Plattdütsch tau´n Hoegen un Besinnen“ an jedem ersten Sonntag des Monats durch. Niederdeutsche Autoren erhalten hier die Möglichkeit, ihre neuesten Texte in Lyrik und Prosa den Zuhörern vorzustellen. Die Besucherzahlen jenseits der 100 sind bis heute konstant und sprengen häufig den Veranstaltungsraum. Das ist lebendige Pflege, Förderung und Verbreitung der niederdeutschen Literatur, wie sie im Lande kaum anzutreffen ist. Die plattdeutschen Gedichte und Erzählungen, die in Glaisin gelesen wurden, finden ihren Abdruck seit 2004 im „Gillhoff-Jahrbuch“, in dem auch neue Erkenntnissen aus der Gillhoff-Forschung veröffentlicht werden.
Eine besondere Veranstaltung in Glaisin ist der „Sängerkrieg“. Erstmals lasen 1998 mehrere niederdeutsche Autoren im Viehhaus ihre Texte. Einer von ihnen war der Gillhoff-Preisträger Gerd Lüpke, der nach der gelungenen Premiere sagte: „Dat wier ´nen schönen Sängerkrieg!“ So war ein Name für die Septemberveranstaltung gefunden.
Veröffentlicht hat die JGG sämtliche Werke von Johannes Gillhoff in Neuauflagen, um sie so einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Diesem Ziel gilt auch die Begleitung von neuen plattdeutschen Titeln. So hat die Literaturgesellschaft Bücher von Peter Drews, Horst Gädert, Joachim Kolmer, Wolfgang Kniep, Peter Kunze, Ursula Kurz, Jürgen Rogge, Dietrich Sabban, Uwe Snopkowski und anderer norddeutscher Autoren mit auf den Weg gebracht und erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Das Gillhoff-Dorf Glaisin wurde so zu einem Ort der Buchpremieren.
Der bisherige Höhepunkt in der Arbeit der JGG war das „Gillhoff-Jahr 2011“ anlässlich des 150. Geburtstages des Schriftstellers. Noch nie hat es im Lande Mecklenburg-Vorpommern und darüber hinaus so viele Veranstaltungen, Festsitzungen, Vorträge, Lesungen und Ausstellungen gegeben. Im Krankenhaus Parchim wurde die Gedenktafel von 1990 neu enthüllt und das Museum zeigte eine Sonderausstellung, ebenso das Museum Genthin, in Glaisin wurde an der Stelle des Geburtshauses von Johannes Gillhoff ein Gedenkstein feierlich enthüllt und im Rathaus Ludwigslust während einer Festveranstaltung eine Gillhoff-Büste, geschaffen von den Dömitzer Bildhauer Gerhard Hampel. Krönender Abschluss des „Gillhoff-Jahres“ war eine Sonderausstellung während der Plattdeutschen Buchmesse in Hamburg, die in Presse, Funk und Fernsehen große Resonanz fand.
Auch in Zukunft setzt die JGG ihre Aktivitäten fort. Dazu gehören neben Forschungen auch Führungen durch die „Gillhoff-Stuv“, Vorträge und Lesungen in verschiedenen Orten, die Veranstaltungsreihe „Plattdütsch tau´n Hoegen un Besinnen“, der Gillhoff-Tag mit der Verleihung des Johannes-Gillhoff-Literaturpreises und der „Sängerkrieg“.